Hochwasser Teil 1 - Samstag

1 von 3: Chronologie einer Naturkatastrophe +++ 8 Tage wach +++ Allershausen im Ausnahmezustand

Berichtsjahr: Anno 2024 die letzten Mai-Tage sind verstrichen.

Berichtsort: Allershausen, an der Mündung des Flusses Glonn in die Amper.

Fokus: der Fluß Glonn, keltisch: „glanos“ , (dt. „die Glänzende“)  und der Fluß Amper (dt: „die Starke“)

Die letzten Mai-Tage des Jahres 2024 waren geprägt von ergiebigem Starkregen. Bereits zum Mittwoch, den 29. Mai warnten erste Wetterberichte, dass durch die hohen Niederschläge in Teilen Süddeutschlands die Pegel der Flüsse und Bäche steigen werden.

Pegelstand der Glonn auf Höhe der offiziellen Messtelle Hohenkammer: 50cm  

Samstag, 1. Juni 2024, 6:24 Uhr: Einsatz für die Freiwillige Feuerwehr Allershausen: Auf der Autobahn A9 liegen Bäume auf mehreren Fahrspuren. Die Belastung durch Regen und Wind war für zwei 20m hohe Tannen zu groß.

07:45 Uhr - Autobahn A9: Fahrbahn wieder frei – Mannschaft auf der Rückfahrt zum Gerätehaus – nächster Einsatz:

Wasser im Gebäude: Ein vollgelaufener Sickerschacht wurde durch die Feuerwehr abgepumpt, das in geringer Menge eingedrungene Oberflächenwasser abgepumpt.

Pegelstand der Glonn bei Hohenkammer: 210cm - Meldestufe 1 von 4

08:45 Uhr - Gerätehaus Allershausen: erste Meldungen von Wasserschäden in den angrenzenden Gemeindeteilen Aiterbach und Nörting.

Die Führung der Feuerwehr Allershausen beschließt, Sandsäcke befüllen zu lassen. Am Bauhof in Allershausen wird die Sandsackabfüllanlage aktiviert. Feuerwehren Leonhardsbuch und Tünzhausen zur Unterstützung alarmiert. Teile der Allershausener Wehr übernehmen die Logistik und Erkundung in den betroffenen Gebieten. Der Bach Atter ist in Aiterbach von einem Rinnsal zu einem Sturzbach geworden. Die durch Aiterbach verlaufende Staatsstraße 2084 sowie niedergelegene Gebäude im Ort sind knietief überflutet. Mit Sandsäcken und Pumpen wird versucht, den Wassermaßen Herr zu werden.

12:10 Uhr - Bauhof Allershausen: Die Sandsackabfüllung läuft auf Hochtouren. Durch das System Sandking – beschafft durch die ILE Ampertal – werden parallel innerhalb von 1 Minute bis zu 15 Sandsäcke durch mehrere Feuerwehrmänner und -frauen abgefüllt. Je 50 Sandsäcken werden zu einer Palette, mehrere Paletten zu einer Anhänger-Ladung zusammengestellt und mittels Lastwägen und Traktoren in die betroffenen Gebiete verbracht.

Pegelstand der Glonn bei Hohenkammer: 250cm - Meldestufe 2 von 4

12:45 Uhr - Feuerwehrhaus Allershausen: in weiteren Kellern ist Oberflächenwasser eingedrungen.

Kleinere Pumpmaßnahmen durch die Feuerwehr Allershausen. Der Einsatzleit- und Rüstwagen unterstützen in Aiterbach. Die Lage entspannt sich dort, die Pegel gehen zurück.

14:15 Uhr - Bauhof Allershausen

2.000 Sandsäcke wurden bereits gefüllt und laufend in die betroffenen Gebiete verbracht.

Weitere 4.000 leere Sandsäcke werden aus Freising geholt. Anwohner werden gebeten, ihre Fahrzeuge vom Bereich Uhlandstraße und Kienbergerstraße zu entfernen.

Pegelstand der Glonn bei Hohenkammer: 255cm - Meldestufe 2 von 4

18:30 Uhr - Bauhof Allershausen: Die Sandsackabfüllmaschinerie läuft weiter auf Hochtouren. Kräfte aus Tünzhausen und Leonhardsbuch werden durchgetauscht. Im Laufe des Tages wurden bereits über 5.000 Säcke mit Sand gefüllt und palettiert. Verpflegung, Logistik und Einsatzleitung laufen parallel auf Hochtouren.

Pegelstand der Glonn bei Hohenkammer: 266cm - Meldestufe 2 von 4

19:30 Uhr - Ortsgebiet Allershausen: Auf Grund der immer noch steigenden Pegelstände von Glonn und Amper werden Anwohner von Flüssen durch mobile Sprechdurchsagen gewarnt. Fahrzeuge von THW und Landkreisfeuerwehren weisen auch darauf hin, dass am Feuerwehrgerätehaus einige Paletten mit Sandsäcken für den privaten Gebrauch bereitstehen und durch Feuerwehrkräfte ausgegeben werden. Katastrophenwarnapps lösen aus: Warnungen in den Medien vor Überflutung an Glonn und Amper.

22:00 Uhr - Feuerwehrgerätehaus Allershausen: Die Sandsackabfüllung wurde beendet. Tagespensum ca. 8.000 Sandsäcke. Mehr als ein Drittel davon wird am Bauhof in Reserve gehalten für die kommenden Tage. Der Dauerregen nimmt kein Ende. Fahrzeuge und Gerätschaften werden wieder einsatzbereit gemacht. Prognosen und Hochrechnungen von Ämtern werden begutachtet und analysiert. Erste Warnungen vor potentiellem Erreichen der Meldestufe 4 an der Glonn für kommenden Montag, 3. Juni.

Pegelstand der Glonn bei Hohenkammer: 276cm - Meldestufe 2 von 4

23:30 Uhr - Feuerwehrgerätehaus Allershausen: die letzten Freiwilligen verlassen nach 17 Stunden Feuerwehrdienst das Gerätehaus. Sie ahnen nichts Gutes, als sie beim Heimgehen das Brückerl der Glonn überschreiten - weiter anhaltender Starkregen. Je Stunde steigt der Glonnpegel weiter um je 3cm. Zuhause werden Fahrräder für die Einsatzfahrt vorbereitet – Bereit für den WorstCase: Überflutung des Feuerwehrparkplatzes und des privaten KFZ möglich.


Einsatzart Technische Hilfeleistung
Einsatzstart 1. Juni 2024 06:30
Mannschaftstärke 35
Einsatzdauer 17 Stunden
Fahrzeuge ELW 1
TLF 16/25
HLF 20
GW-L2
RW